Im April 2024 hat Frau Gerda Haslhofer im Rahmen einer Heiligen Messe ein Glaubenszeugnis abgelegt. Dieses können Sie hier nachlesen:
Der Herr Pfarrer hat mich gebeten, ein Glaubenszeugnis von mir zu geben.
Wenn Sie sich eine große Bekehrungsgeschichte oder eine „Glaubenspredigt“ erwarten, werden Sie enttäuscht sein. Ich berichte Ihnen über meinen bisherigen Weg mit dem Dreifaltigen Gott und mit der Gottesmutter. Manches davon haben Sie vielleicht auch schon selber erlebt oder so empfunden. Mein Vater war ein guter, liebender Vater, daher war auch Gott für mich immer dieser liebende Vater und nicht der strenge Vater.
Meine Mutter starb als ich sieben Jahre war. Gott hat mir eine zweite Mutter geschickt, die für mich ein Vorbild im Glauben und im Gebet war. Als meine Mutter starb, haben sich viele liebe Menschen um meinen Vater und mich gekümmert.
Meine Religionslehrerin, Frau Burkert brachte mir Jesus und die Liebe zu ihm näher. In der Jungschar fand ich auch viele Freunde und es war eine schöne Gemeinschaft mit Spiel und Spaß und Jesus in unserer Mitte.
Den Hl. Geist und seine Kraft lernte ich erst sehr viel später schätzen, nicht gleich nach der Firmung. Heilige waren für mich schon als Kind wichtig. Z. B. der Hl. Judas Thaddäus vor einer Schularbeit. Aber auch andere Heilige lernte ich im Lauf der Zeit kennen und schätzen, als Vorbilder oder als Bittsteller bei Gott. Die Hl. Maria war für mich schon als Kind meine Mutter im Himmel und ich betete auch damals schon den Rosenkranz.
In unserer Jugendzeit, ich spreche hier für viele Menschen meines Alters, und es war so in den 50er Jahren und später, gab es bei uns in Tulln Jugendkapläne, die uns Gott aus verschiedenen Blickpunkten näher gebracht haben. Wir haben viele Ausflüge, Partys, aber auch Bibelstunden, Hl. Messen für Jugendliche, viele Freundschaften, Gemeinschaft miteinander erlebt. Damals hatten wir aber auch das Glück eine „Lichtfigur“ in unserem Leben zu haben, natürlich außer Christus. Es war der belgische Kardinal Joseph Cardijn. Dieser Mann hatte eine Ausstrahlung. Er war mitreißend. Er hat sich von der Not der Jugendlichen von damals berühren lassen. Die Frage nach Gerechtigkeit, Menschenwürde, Freiheit und Solidarität waren auch damals nach dem Krieg sehr aktuell und er versuchte sie anhand der Bibel zu beantworten. Sein Ausspruch war: „Junge Menschen sind wertvoller als Gold, weil sie Kinder Gottes sind“ Der Text eines Liedes von damals war „Kämpfer zu sein für Gott und sein Reich, mutig und freudig den Heiligen gleich“. Ich sehe unter meinen Freunden noch immer die „Kämpfer“ von damals und manche von ihnen sind es noch immer. Kard. Cardijn hat die Kath Arbeiterjugend gegründet und viele meines Alters waren mit Begeisterung dabei.
Auch an meiner Arbeitsstelle, einer großen Firma, habe ich Gleichgesinnte gefunden und ich habe auch immer wieder versucht, Kolleginnen und Kollegen für Christus und seine frohe Botschaft zu begeistern. Manche Freundschaft stammt auch noch aus dieser Zeit.
Weil ich selber von Jesus begeistert bin, will ich dass auch andere von Jesus und seiner Frohbotschaft erfahren und auch von meiner Erfahrung mit Gott. Je nach Möglichkeit, in persönlichen Freundschaften und Gesprächen, in Bibelrunden, früher auch in der Jugendarbeit, in Gruppen, religiösen Runden. Ich muss dazu sagen, mit manchmal mehr oder auch manchmal weniger sichtbaren Erfolgen.
In der „stürmischen Jugendzeit“ habe ich mich manchesmal vom „geraden Weg“ entfernt, nicht allzu weit und nicht allzu lange und habe durch das Gebet immer wieder auf den geraden Weg zurückgefunden. Ich habe Gottes Hand nie ganz losgelassen, auch nicht in für mich schwierigen Zeiten. Auch die Gottesmutter ist mir dann nahe gestanden.
Pfarrer Sigmund schickte mich zum Cursillo, es ist ein kleiner Glaubenskurs. Das war ein nachhaltiges religiöses Ereignis für mich. Ich begriff, was Anbetung heißt und dass ich in der Pfarre noch mehr mitarbeiten soll.
Als ich nicht mehr ganz jung war und eigentlich nicht mehr ans Heiraten dachte, schickte mir Gott meinen wunderbaren Ehemann, der mich versteht, der immer zu mir hält, der mir zuhört und immer für mich da ist. Wir lernten uns bei einem charismatischen Seminar in Tulln kennen. Es ist ein großes Geschenk und eine Gnade, wenn der Ehemann auch gläubig ist.
Einmal war ich auf Gott richtig böse und ich bin nicht stolz drauf:
Wir haben zwei „Sternenkinder“ und als ich das zweite verlor, habe ich Gott Vorwürfe gemacht, auch weil ich nicht mehr jung war und immer gern Kinder gehabt hätte. Mit dem Satz von Hiob „Gott hat es gegeben, Gott hat es genommen, der Name des Herrn sei gepriesen“ konnte ich nichts anfangen. Auch beim Gloria konnte ich nicht mitsingen. Heute schäme ich mich dafür. Denn Gott hat mich so reich beschenkt von Jugend auf. Und ich habe viele Kinder die ich gern habe, wir haben 8 Patenkinder. Ich hätte auch immer gern Geschwister gehabt. Gott hat mich bis zum heutigen Tag mit vielen Geschwistern, aus der Verwandtschaft, aus der Pfarre, aus dem Freundeskreis beschenkt.
Eine schwierige Zeit war für mich als mein Ehemann Stefan nach einer schweren Operation sterbenskrank war. Ich flehte die Gottesmutter um ihre Hilfe an, denn ich dachte, sie versteht mich als Frau. Am Weg zu ihm ins KH sang ich im Auto „Mutter in Todesnot…“Ich betete zu Gott und ich sagte, ich vertraue dir ja Herr und der Glaube kann Berge versetzen, aber was ist, wenn es nicht dein Wille ist. Ich habe mich nicht getraut, dein Wille geschehe zu sagen. Nur immer wieder, „du weißt ja, was ich will“ Und er hat mir meinen Wunsch erfüllt, Stefan wurde gesund.
Meine Beziehung zu Gott wird inniger. Ich werde immer mehr ein dankbarer Mensch. Natürlich habe ich auch Bitten an Gott und nicht wenige. Wenn ich eine ganz große Bitte habe gehe ich zu unserem Bild vom Barmherzigen Jesus, bei uns zu Hause, wir haben das in ganz klein, lege meinen Zeigefinger auf den Fuß von Jesus und sage nur „bitte hilf mir“ und ich werde ruhig. Wenn ich Sorgen habe, versuche ich zu tun was ich tun kann, was nicht in meiner kleinen Kraft liegt, lege ich Gott hin und sage „jetzt mach bitte du“. Gelingt mir nicht immer, ich glaube oft noch immer, ich muss alles selber erledigen.
In der Früh lege ich den Tag in die Hand von Jesus und sag „teile du meine Zeit ein“ und nimm mich an der Hand. Dann murre ich manchmal wenn der Tag anders verlauft, als ich es geplant hatte.
Den Hl. Geist brauche ich fast ununterbrochen, manchmal sogar während eines Gesprächs vor allem auch vor wichtigen Entscheidungen. Die Hl. Kommunion ist für mich Stärkung in allen Lebenslagen. Darum bin ich dem Hr. Pfarrer so dankbar, dass wir auch unter der Woche täglich eine Hl. Messe feiern.
Wenn es meiner Seele durch meine Schuld schlecht geht, gehe ich beichten, zwar nicht sehr gerne, aber ich komme befreit und erleichtert heraus.
Egal wie viele Lebensjahre Gott mir noch schenkt, wird mein Weg auf dieser Welt nicht mehr solange sein und dann stehe ich vor meinem, unserem Vater im Himmel. Ich werde immer unsicherer, ob er mit mir zufrieden sein wird. Denn ich habe meine Ecken und Kanten und leider bin ich nicht immer so, wie er mich haben möchte. Meine Hoffnung ist, dass er der „Barmherzige Vater“ ist, der mich in die Arme schließt und dass ich dann wie Thomas sagen kann „Mein Herr und mein Gott“.